An der Isleten steht die Zukunft eines Ortes von einmaliger landschaftlicher und kulturhistorischer Bedeutung auf dem Spiel. Obwohl die geplante Überbauung durch Samih Sawiris gegen den vom Bund festgelegten Natur- und Heimatschutz verstösst und nicht bewilligungsfähig ist, unterstützt die Urner Regierung das exklusive Ferienresort nach wie vor. Die unter- zeichnenden Organisationen und Personen sind dagegen der Meinung: Bevor noch mehr Steuergelder in ein rechtlich aussichtsloses Projekt investiert werden, muss die Zukunft der Isleten jetzt neu gedacht werden.

Das Bundesinventar der schützenswerten Landschaften und Naturdenkmäler (BLN) nennt den Vierwaldstättersee den «eindrücklichsten See der Schweiz». Die Schönheit seines fjordartigen, südlichen Endes am Urnersee mit den ringsum steil zum Wasser abfallenden Felswänden und Hängen, hat denn auch immer wieder berühmte Dichter und bekannte Maler inspiriert. Zu den prägenden Elementen der Gegend gehört das wenig bebaute Delta des Isentalerbachs, die Isleten.


Die Isleten ist auch ein wichtiger Zeuge von 400 Jahren Industriegeschichte des Kantons Uri und der Schweiz. Hier profitierten die Verarbeitung von Eisenerz, Sägereien, eine Papier- und schliesslich eine Sprengstofffabrik von Wasserkraft, Holzreichtum und der für die damaligen Verhältnisse guten Verkehrslage am See. Sie alle haben auf dem Gelände Spuren hinterlassen. Die vielen industriegeschichtlich interessanten Produktions-, Lager- und Verwaltungsgebäude sind in einem bisher leider nicht veröffentlichten Inventar des Kantons aufgelistet, aber teilweise durch Sawiris Projekt stark gefährdet.


Die kulturhistorische Bedeutung der Isleten geht zudem weit über das Lokale hinaus. Als erste Schweizer Firma des Dynamit-Erfinders und Gründers des weltweit bekannten Förderpreises für Wissenschaft, Literatur und Friedensförderung Alfred Nobel hat sie auch internationale Bedeutung. Denn der Sprengstoff von der Isleten ermöglichte vor eineinhalb Jahrhunderten den ersten, gesamteuropäisch wichtigen Durchstich der zentralen Alpen und später den Bau von zahlreichen Strassen, Wasserkraftwerken und Festungen.


Einst wurde in der für die Schweizer Geschichte wichtigen Gegend am Urnersee das nahe Rütli vor einer masslosen Hotelüberbauung gerettet. Heute stehen die Behörden von Kanton und Korporation Uri sowie der Standortgemeinenden Seedorf und Isenthal in der Pflicht:
Zur Entwicklung der Isleten zwischen Landschaftsschutz und erhaltenswerter Industriekultur braucht es einen Stopp der aktuellen Planung, eine Offenlegung aller vorhandener Grundlagen und dann eine öffentliche Diskussion über die gesetzeskonforme Zukunft des ehemaligen Industrieareals, zum Beispiel dank sanftem Tourismus, Erholung, Sport und Kultur.

08. Mai 2024