Unser Kanton muss sich in nächster Zeit klar werden, wie er am meisten Gewinn aus seiner Ressource Wasserkraft herausholen kann. Eine Informationsveranstaltung der Landratsfraktion von SP und Grünen am 5. Februar will einen Beitrag zur Diskussion liefern. Drei ausserkantonale Fachleute berichten über Grundlagen und Erfahrungen.

Die Wasserkraft ist eine der wenigen Ressourcen, über die der steinige Kanton Uri verfügt. In den vergangenen Jahrzehnten haben die Eigentümer der Gewässer, der Kanton und die Korporationen, in der Form von Wasserzinsen, Beteiligungen, Energiebezugsrechten und Steuern von der Wasserkraft profitiert. Doch könnte es nicht noch mehr sein, wenn die öffentliche Hand über die Mehrheit der Aktien der Kraftwerke verfügen würde und dadurch einen grösseren Teil der Wertschöpfungskette und der Gewinne im eigenen Kanton halten könnte? In den letzten Jahren wurden zwei Dutzend neue Konzessionsgesuche für kleinere Kraftwerke eingereicht, und bereits kündigt sich auch die Diskussion um Erneuerung der grossen Konzessionen an, die in den nächsten Jahrzehnten auslaufen werden. Im Hinblick auf diese Debatten muss sich der Kanton Uri Gedanken darüber machen, wie er für das Urner Volk noch mehr aus seiner Ressource herausholen kann. Die Gesamtenergiestrategie des Regierungsrates hat die Frage zwar aufgeworfen, aber keine abschliessende Antwort geliefert.

Im Mai des letzten Jahres reichten daher die drei Landräte Alf Arnold (SP/Grüne, Altdorf), Christian Arnold (SVP, Seedorf) und Daniel Furrer (CVP, Erstfeld) eine Motion ein, in der sie die Rechtsgrundlagen zur Gründung einer kantonalen Energiegesellschaft forderten. „Die Energiegesellschaft soll die in unserem Kanton vorhandenen Energieressourcen (Wasser, Wind, Sonne, Erdwärme, Biomasse, Tunnelabwärme etc.) im Interesse der Urner Bevölkerung nutzen und vermarkten sowie Energiecontracting und ähnliche Geschäfte betreiben können. Sie soll allein oder zusammen mit Korporationen und Gemeinden und/oder ihren Energiegesellschaften die Mehrheit von neuen und bestehenden Energieunternehmen sowie der heimfallenden Kraftwerke übernehmen können. Es sollen keine Konzessionen mehr an Gesellschaften erteilt werden, die sich mehrheitlich in privater Hand befinden, es sei denn, dass im Einzelfall der Nutzen einer privaten Lösung für den Kanton nachweislich grösser ist.“ Der Regierungsrat wollte mehr Zeit, um das Anliegen vertieft zu prüfen und erklärte sich darum bereit, ein Postulat entgegen zu nehmen. Der Landrat stimmte diesem Antrag am 20. November mit 58 zu 2 Stimmen zu.

Was die drei Landräte fordern, ist in Graubünden und im Tessin ganz oder teilweise bereits realisiert oder wie im Wallis in Diskussion. Die Fraktion von SP und Grünen hat deshalb drei Energieexperten nach Altdorf eingeladen. Peder Plaz, Partner und Mitglied der Geschäftsleitung von BHP – Hanser & Partner AG  ist Mitautor der Strategie Wasserkraft des Kantons Wallis. Er wird über Chancen und Risiken kantonaler Energiegesellschaften für die Gebirgskantone referieren. Theo Joos, Grossrat (CVP, Domat-Ems) und Vorsitzender der Geschäftsleitung des Stromverteilers Rhiienergie AG wird erklären, wie es zur Bündner  Verwertungsgesellschaft Grischelectra AG gekommen ist und was der Kanton mit der Produktionsgesellschaft Repower AG beabsichtigt, an der er zurzeit 58% des Aktienkapitals hält. Und schliesslich wird alt Nationalrat Fabio Pedrina (SP, Airolo), ehemaliges Verwaltungsratsmitglied der Azienda eletrica ticinese (AET) berichten, warum unser südlicher Nachbarkanton per Gesetz den Heimfall aller Kraftwerke fordert und seine Wasserkraft mit der AET selber ausbeuten will.

Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 5. Februar, um 19.30 Uhr im Saal des Hotels zum Schwarzen Löwen in Altdorf statt. Die Bevölkerung ist herzlich zur Teilnahme eingeladen.

28. Jan 2014